05/07/2024

Marktkommentar

KI – what else?

Oberflächlich betrachtet war der Juni eher ein ruhiger Monat. Die europäischen Aktienindizes tendierten mit wenigen Ausnahmen leicht negativ. Für Aktienanleger in europäischen Unternehmen bewahrheitet sich also bis jetzt der Spruch «sell in may and go away» durchaus. Regional betrachtet sahen wir durchaus grössere Unterschiede. Zum Beispiel litten vor allem die französischen Aktien unter starken Verkäufen. Ebenfalls ein wenig Stress signalisieren die französischen Anleihen, stiegen die Renditen der 10-jährigen Staatsanleihen doch um 20 Basispunkte an. Grund dafür waren die Europaratswahlen, welche ein Debakel für etliche amtierende Regierungen darstellten. In Frankreich gewann die Opposition gar dermassen viel Zuspruch an der Urne, dass Präsident Macron Neuwahlen im Land ausrief. Aufgrund der unsicheren Aussichten trennten sich die Anleger daraufhin von Investitionen in Frankreich. Generell werden Befürchtungen politischer Instabilität und steigender Staatsausgaben nach den Europawahlen immer lauter und verunsichern damit die Anleger auf breiter Front. Ebenfalls nicht hilfreich waren die letzten europäischen Wirtschaftsdaten. Viele Daten trübten sich im Juni ein und drohen die in den letzten Monaten gesehene leichte Erholung auf tiefem Niveau abzuwürgen.

Im Gegensatz dazu beendeten die amerikanischen Aktien und Anleihen den Juni ansprechend positiv. Allerdings wird die laufende Aktienrally nur noch von sehr wenigen Aktien getragen. Alles was nicht mit künstlicher Intelligenz zu tun hat, fällt zurück. Weiter fielen die Renditen der Dollaranleihen aufgrund eher schwächerer Wirtschaftsdaten in den USA, was auf baldige Zinssenkungen hoffen lässt. Die FED wird wohl erst im Herbst die Zinsen senken, sind doch immer noch genügend Indikatoren zu stark, um fundamental tiefere Zinsen zu erlauben. Allen voran ist die Inflation nicht nach unten zu bewegen, klebt diese doch unverdrossen bei über 3% fest. Für die nach wie vor stark erscheinende US-Wirtschaft gibt es mehr und mehr Anzeichen von Schwäche. Da gibt es zum Beispiel die Entwicklung der Einzelhandelsketten. Im teureren Segment ist momentan kaum mehr Gewinn zu machen, während am unteren Ende Firmen wie Walmart sehr gut laufen. Das bedeutet, dass der Konsument sehr wohl auf seine Ausgaben achten muss. Bei den neuesten Umfragen gaben die Konsumenten eine pessimistische Einschätzung der persönlichen Finanzen und der allgemeinen wirtschaftlichen Lage ab. 

Auch die professionellen Konjunkturexperten gehen davon aus, dass sich das Wachstum der US-Wirtschaft weiter in Richtung 1% verlangsamen wird. Dazu tragen unter anderem die hohe Inflation und die hohen Zinsen bei, die die privaten Haushalte und ihre Kon¬sumbereitschaft zunehmend belasten. Ebenfalls zur Sorge trägt der Anstieg der als kritisch eingestuften ausstehenden Kredite in US-Bankbilanzen bei. Bei den 100 grössten öffentlichen US-Banken stiegen diese Kredite auf ein 14-Jahres-Hoch an. Gleichzeitig schöpfen die Konsumenten die Limiten bei den Kreditkarten immer mehr aus, was zu Zinsbelastungen von 21% auf diesen Schulden führt. In der Schweiz sahen wir im Juni weiterhin robuste Dienstleistungsdaten und eher schwache Industriedaten. Die Inflationszahlen haben für einmal nicht negativ überrascht und liegen zurzeit bei tiefen 1.4% auf Jahresbasis. Dennoch, und zur Überraschung etlicher Marktteilnehmer, senkte die SNB den Leitzins bereits zum 2. Mal in diesem Jahr um 0.25%. Offenbar war der wiedererstarkte Schweizer Franken eine zu grosse Gefahr für eine breite Erholung der Industrie, so dass die SNB hier etwas nachhelfen musste.

Aktienmärkte

Während die politischen Turbulenzen auf den europäischen Aktien lasteten, konnte sich der Schweizer Aktienmarkt dank Roche gut behaupten. Ansonsten eilen die US-Börsen von Höchst zu Höchst, fast ausschliesslich getrieben von Aktien, welche dem KI-Sektor zugeordnet werden. Negativ fallen die Konsumaktien auf, verlieren diese doch zum Teil 15% – 20%.

Exemplarisch hierfür sind Nike oder Walgreens. In Asien sind die Märkte weiterhin positiv mit Ausnahme Chinas. Hier wird auf mehr Impulse der Regierung gewartet.

Zinsen

Anfang Juni senkte die EZB wie erwartet die Zinsen. In der nachgelagerten Pressekonferenz zeigte sich Frau Lagarde zurückhaltend bezüglich weiterer Zinssenkungen. Gleichwohl werden aufgrund der schwachen Wirtschaft weitere Senkungen erwartet. Der Zinsunterschied zwischen Deutschland und Frankreich nahm nach dem Wahldebakel der Regierungsparteien bei den Europawahlen kräftig zu. 

Während in Deutschland die Zinsen um 14 Basispunkte fielen, stiegen sie in Frankreich um 20 Basispunkte an. In den USA werden in diesem Jahr noch eine bis zwei Zinssenkungen erwartet, allerdings erst ab Herbst.

Währungen und Rohstoffe

Dank der Zinssenkung in der Schweiz schwächte sich der CHF gegenüber dem EUR um fast 2% ab. Etwas schwächer fiel die Reaktion gegenüber dem USD aus. Bitcoin verliert an Boden und liegt 9% tiefer als noch im Mai. Gold tendiert seitwärts, was nach dem Kaufstopp der chinesischen Regierung nicht überrascht. Bei den Rohstoffen fallen vor allem Öl und Gas auf, welche bis zu 6% zulegen im Juni. 

Während auch die Benzinpreise zumindest in den USA weiter steigen, fallen die Preise für Nahrungsmittel wie Weizen und Mais.

 

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