13/09/2023
Marktkommentar
Allgemeine Lage
Die saisonale Schwäche im August zeigte sich auch in diesem Jahr. Die Anleger brauchten gute Nerven, zeigten die Märkte doch die ersten 2 1/2 Wochen des Monats nur nach unten. Seither sehen wir eine leichte Erholung auf tiefem Niveau. Die grossen Unsicherheiten liegen vor allem bei der Ansicht über die Stärke der globalen Konjunktur, die Zinsentwicklung, eine mögliche Rezession und die wirtschaftlichen Probleme in China.
Bei der Zinsentwicklung in den westlichen Wirtschaftsräumen scheint die Sache recht klar: Wir haben möglicherweise den Zinshöhepunkt erreicht, eine weitere Zinserhöhung im Herbst von 0.25% erscheint in den USA möglich und ist in Europa wahrscheinlich.
Unterstützend für den Zinsgipfel sind die Inflationszahlen. Zwar sehen wir immer noch einen Anstieg auf Jahresbasis (USA bei 3.2%, EU bei 5.3%), aber einzelne Komponenten davon schwächen sich zusehends ab. Damit die Inflation allerdings auf ein nachhaltig vertretbares Niveau fällt, bedarf es einer weiteren Abkühlung der Gesamtwirtschaft.
Im Markt werden für das erste Quartal 2024 Zinssenkungen erwartet. Diese Erwartung blendet dabei die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt aus. Die Arbeitslosenquoten verharren auf Tiefstständen und den offenen Stellen stehen zu wenige (geeignete) Stellensuchende gegenüber.
Vor diesem Hintergrund sind Zinssenkungen schwer vorstellbar. Während in den USA das Wachstum noch gut zu erkennen ist, scheint Europa kurz vor einer Rezession zu stehen.
Es scheint, dass sich die Industriesektoren auf tiefem Niveau augenscheinlich gefangen haben. Dennoch klagt die Industrie über fehlende Auftragseingänge. Nach längerer Phase der Stabilität sind es nun die Dienstleistungssektoren, welche anfangen Schwäche zu zeigen. Zwar profitieren die Dienstleistungen noch von den stabilen Einkommen der Haushalte, aber die Sorgen vor einer Rezession lassen die Kunden vorsichtig werden.
In China braut sich derweil einiges zusammen. Nach einem starken Jahresauftakt scheint die Euphorie in der chinesischen Wirtschaft fast vollständig verflogen zu sein. Aktuell werden die Rufe nach umfangreichen staatlichen Stützungsmassnahmen immer lauter. Die exportgetriebene chinesische Wirtschaft leidet unter der sich abschwächenden globalen Nachfrage sowie einem anhaltend schwachen Binnenkonsum.
Letzteres zeigt sich an der zunehmend trüben Stimmung im Dienstleistungssektor, die sich auch im August verschlechterte. Zusätzlich droht die grösste Krise des Immobiliensektors die gesamte Wirtschaft in Mitleidenschaft zu ziehen. Das grösste Immobilienunternehmen Chinas mit rund USD 300 Milliarden Schulden kann seinen Verpflichtungen kaum mehr nachkommen. Zudem scheint auch das zweitgrösste Unternehmen in diesem Sektor in Schieflage zu sein.
Aktienmärkte
Der Monat August zeigte sich auch in diesem Jahr von seiner schwachen Seite. Durchschnittlich verloren Anleger zwischen 2% bis 4% an den westlichen Börsen.
Noch schlechter erging es den Investoren in China. Hier tauchten die Märkte zwischen 5% und 8% aufgrund der vielschichtigen Probleme, welche nun fast gleichzeitig zu Tage treten.
Zwar konnten sich die Märkte von den Tiefstständen lösen, die generelle Unsicherheit bleibt aber allgegenwärtig und lässt die Anleger vorsichtiger agieren.
Bei der Sektorenbetrachtung fällt auf, dass einzig die Pharma- und Biotechnologieunternehmen gesucht waren.
Zinsen
Langsam setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Zinsen (zumindest in den USA) wohl länger als gewünscht auf hohem Niveau verharren werden.
Die US Konjunktur bleibt weiterhin robust, trotz Leitzinsen von 5.5% - den höchsten seit 22 Jahren. Deshalb sind die Renditen der Anleihen generell leicht angestiegen.
Anders sieht die Situation in Europa aus, wo die EU wohl kurz vor einer Rezession steht. Trotzdem wird aktuell ein letzter Zinsschritt im Herbst erwartet.
Auch in der Schweiz erwartet der Markt eine vorläufig letzte Zinssatzerhöhung von 0.25% auf 2%.
Währungen und Rohstoffe
Der US-Dollar hat sich weiter erholt und ist nun wieder auf den altbekannten Niveaus. EUR/CHF bleibt unverändert. Aufgrund der Zinssituation und des erstarkten USD verlor das Gold etwas an Boden.
Das Erdöl stieg wegen den globalen Produktionskürzungen weiter an. Industriemetalle, allen voran Kupfer, mussten tiefere Kurse hinnehmen.
Die Krise in China lässt Investoren an der künftigen Nachfrage zweifeln. Hier wird allenthalben auf ein Wirtschaftsprogramm aus dem Reich der Mitte gehofft.
Bitcoin verliert über 10% aufgrund von starken Verkäufen.
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